James Bond
Wie 007 nach Sölden kam
Die Geschichte der Ötztaler Presselady und den James Bond Produzenten
Es ist eigentlich ganz einfach. Ich arbeite in der Presseabteilung, betreue Journalisten, organisiere Pressekonferenzen und stelle das Ötztal von seiner besten Seite dar. Für eine gebürtige Ötztalerin wie mich eigentlich schon aufregend genug. Aber an Hollywood dachte bis dahin noch keiner hier in Sölden. Doch es kam ganz anders. Denn wie sagt man so schön: Ich war wohl zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Ein echter Eye-Catcher: Das ice Q Gourmetrestaurant © Rudi Wyhlidal / Bergbahnen Sölden
Meet & Greet auf 3.000 Metern
Es war Sonntag, der 19. Januar 2014, ein verschneiter Tag und wahre Winterwonderland Stimmung im Hotspot der Alpen. Geplant war ein „ganz normaler“ Skitag mit einer Journalistin und anschließender Einkehr im damals gerade neu eröffneten ice Q Gourmet- und Designrestaurant am Gaislachkogl. Und genau um dieses Gebäude ging es.
Durch ein zufälliges Telefonat am Vortag mit einem Vertreter der Austrian Film Commission (AFC), der auf der Suche nach „moderner Architektur am Berg“ war, traf ich mich also am besagten Tag für ein kurzes Get-together auf 3.000 Metern. Wie gesagt, das Treffen war kurz, vielleicht zehn Minuten lang und auf die Frage, um welches Projekt es sich denn handle, bekam ich als Antwort: „Ein geheimer Geheimagenten-Film aus England“, und meinte weiter „wir sehen uns bald wieder“.
Diesen Satz werde ich so schnell nicht mehr vergessen. Ich erinnere mich zurück als wäre es erst gestern gewesen, wie ich anschließend das World Wide Web nach möglichen Filmen durchsuchte. Aber ganz verplant war ich ja nicht. Dass James Bond ein heißer Kandidat für diese Heimlichtuerei sein könnte, war auch mir klar. Aber lasst uns mal weiter träumen.
Hollywood Stimmung im Hotspot der Alpen
Gesagt, getan. Zwei Wochen später klingelte das Telefon und mein lieber Freund Ernst von der AFC kündigte sich mit einer ersten Truppe des „Geheimagenten-Films“, unter dem Decknamen „B24“, bei uns an.
Für mich galt von da an: Absolutes Stillschweigen! Kein Wort zu niemanden! Obwohl mir bis dahin noch immer nicht bestätigt wurde, um welchen Film es sich denn handle.
Nach einem erfolgreichen Tag auf Locationsuche trafen wir uns am Abend für ein gemeinsames Dinner im Hotel Bergland. Später an der Bar kam ich dann mit Dennis Gassner, dem Production-Designer, ins Gespräch. Er erzählte von seinen bisherigen Bond-Filmen, seinem Leben in Hollywood und von den bereits teilgenommenen Oscar-Verleihungen.

Die Bergwelt um Sölden hat es auch den 007-Machern angetan
© Rudi Wyhlidal / Ötztal Tourismus
Von da an fühlte ich mich wie in einer komplett anderen, für mich unrealistischen Welt, in die ich durch diese Erzählungen eintauchen durfte. Dennis erzählte wie begeistert er von diesem Hotel sei, von der spektakulären Landschaft mitten in den schneebedeckten Alpen und dem hohen Standard, den wir in einem solch kleinen Tal präsentieren.
Er versprach mir wieder zu kommen, wenn ich im Gegenzug all seine Filme währenddessen anschaue. Er würde mich dazu auch ausfragen, also schummeln galt nicht.
The Final Countdown

Fast schon wöchentlich kam das Team rund um „B24“. Immer und immer wieder besuchten wir dieselben Orte, Locations und das ice Q. Immer und immer wieder wurden dieselben Bilder gemacht. Von einer Verfolgungsjagd wurde gesprochen, einem Wettlauf mit Flugzeug und Autos und spektakulären Actionszenen mitten in den Alpen.

Regisseur Sam Mendes bei der Arbeit
Ob die Entscheidung wohl beim gemütlichen Mittagessen im ice Q getroffen wurde? Allein das 360-Grad Panorama wäre Überzeugung genug gewesen. Doch Sölden galt für die Verantwortlichen nicht nur als „beautiful place“ wegen seiner architektonischen Bauten. Nein, sie waren auch von der einzigartigen und professionellen Logistik zwischen Tal und Berg, sowie der Gletscherstraße, die als höchste Straße Österreichs gilt, begeistert.
Schnell entstanden weitere spannende Szenen für das Drehbuch, die schlussendlich in Sölden umgesetzt wurden.
Je spannender es wurde, umso unruhiger wurde ich. Es waren bereits drei Monate vergangen und noch immer durfte ich kein Wort darüber verlieren. Als zum Saisonsende dann das finale Go für ein erstes offizielles Meeting seitens der Austrian Film Commision und den Bergbahnen Sölden sowie des Ötztal Tourismus am Programm stand, fiel mir nicht nur der bislang größte Stein vom Herzen, sondern auch die Aufregung stieg, dieses grandiose Projekt endlich den Verantwortlichen vorzustellen.
Die Filmcrew bei der Arbeit
Getting the next Bond Girl?
Meine Arbeit war erstmal getan. Zwar durfte ich dem Team immer wieder bei Fragen zur Seite stehen und bei weiteren Besichtigungen teilnehmen, aber eben Abseits des ganzen Trubels. Aus Kollegen wurden gute Bekannte, aus Bekannten wurden Freunde.
Bei der offiziellen Weihnachtsfeier mit dem Team „B24“ im Hotel Das Central meinte der liebe John West (Patenkind von Barbara Broccoli), ob ich nicht eine kleine Statistenrolle übernehmen möchte.

Ben Whishaw alias „Q“ bei den Dreharbeiten
Als Dankeschön für meine Unterstützung und Hilfe im Vorhinein. Kleiner Scherz – dachte ich. Aber nichts da. Eine Woche später stand ich dann um 05:00 Uhr morgens im Skioutfit im Castingzelt und wartete gespannt auf meinen Einsatz. Auch wenn ich meine Rolle als Bond Girl an Léa Seydoux abgeben musste, so machte auch die Arbeit mit Ben Whishaw, alias „Q“, ordentlich Spaß.
Zurückblickend auf diese aufregende Zeit, die eigentlich noch immer währt, kann ich stolz und zufrieden behaupten, dass uns hier nicht nur ein wahrer Coup für Sölden und das Ötztal gelungen ist, sondern ich auch tolle Menschen und Persönlichkeiten kennenlernen durfte. Für die ganz große Karriere als Bond Girl hat es dann doch nicht gereicht, aber vielleicht ruft ja bald Bollywood an – ich wäre auf jeden Fall bereit.
An alle Sölden-Begeisterten, James Bond Fans, aber auch Kritiker kann ich nur eines sagen: James Bond is coming once, but stays forever…

Gastautorin Nicole Jäger am Gipfel © Nicole Jäger
Gastautorin Nicole Jäger
Sie gilt als Bergfex und ist nicht zu bremsen wenn der erste Schnee fällt, um endlich die Brettln anzuschnallen. Oder im Sommer die umliegenden Gipfel zu besteigen. Als Weltenbummlerin ist sie offen für alles, doch nach einem kurzen exotischen Abstecher muss sie schnell wieder zurück in die heimischen Berge. „A waschechts Tiroler Madl“ eben.