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Ob Profi oder „Jedermann“, vor dem „Ötzi“ ist jeder gleich

Der Ötztaler Radmarathon & der Pro Ötztaler 5.500

Die Rennrad-Community und die Fans des Ötztaler Radmarathons stellen sich derzeit nur die eine Frage: Um wie viel schneller werden die Profis im Vergleich zu den Amateuren auf dem legendären Rundkurs mit 4 Alpenpässen sein?

Ich habe mit dem „Ötzi-Veteran“ und Leiter der Bikeschule Ötztal, Urban Gstrein, über seine Einschätzung gesprochen. Ein Gespräch über Wattzahlen, die richtige Vorbereitung und was den Reiz am Ötztaler Radmarathon ausmacht.

Radfahrer an Tankstelle - Ötztaler Radmarathon Pro Ötztaler 5.500
Die Rennrad-Community fragt sich: Wie groß werden die Zeitunterschiede sein?
© Lukas Ennemoser / Ötztal Tourismus

Die Frage nach dem Zeitunterschied

Wie groß wird der Zeitunterschied zwischen den Profis und den Amateuren sein? Diese Frage habe ich natürlich auch Urban gestellt! Er hat die Zeiten der Profis auf Basis der heurigen Giro-Etappen berechnet und kommt zu der Einschätzung, dass die schnellsten Profis ca. 6 Stunden 28 Minuten benötigen werden – sofern diese in etwa so schnell fahren wie beim Giro.

Zum Vergleich: Der letztjährige „Jedermann“-Sieger Bernd Hornetz bewältige den Kurs in 6 Stunden und 57 Minuten. Auch wenn ein Zeitunterschied von knapp 30 Minuten für den Laien nach wenig klingt – bei so einem Eintagesrennen ist eine Differenz von einer halben Stunde schon viel, wie Urban anmerkt. Er weist aber auch darauf hin, dass jene, die beim „Jedermann-Ötzi“ ganz vorne dabei sind, fast schon Profis sind und jährlich 30.000 Kilometer oder mehr am Rennrad abspulen.

Schlussendlich wird die Zeit der Profis aber auch stark vom Wetter am Renntag abhängen. Und davon, wie motiviert die Profiteams sind und welche Taktik diese wählen.

Watt, Watt, Watt

Die größten Unterschiede zwischen den Profis und Amateuren werden sich ab Sterzing zeigen, so Urban. Hier ist einerseits die Hälfte der gesamten Strecke erreicht, andererseits warten mit dem Jaufenpass und dem Timmelsjoch noch zwei schwere Pässe auf die Teilnehmer. Die Profis treten in diesen Anstiegen mit einer Leistung jenseits der 400 Watt, wo hingegen ein Amateur „nur“ auf ca. 300 Watt kommt.

„100 Watt Unterschied am Berg sind Welten, das ist fast ein halbes E-Bike“, bringt Urban den Leistungsunterschied auf den Punkt: Im Vergleich zu Amateuren können Profis einfach mehr Watt über einen längeren Zeitraum treten.

Radfahrer auf Passstraße - Ötztaler Radmarathon Pro Ötztaler 5.500
Finaler Anstieg: Das Timmelsjoch ruft!
© Lukas Ennemoser / Ötztal Tourismus

Vor allem in den Bergen muss man die Wattzahl immer in Relation zum Körpergewicht sehen. Und Rennradprofis wiegen sehr wenig: Zwischen 60 und 65 Kilogramm bringen die meisten auf die Waage. Und bei gleicher Watt-Leistung ist jemand mit weniger Körpergewicht natürlich viel schneller am Berg!

Was ist eine gute Wattzahl?

Das hängt natürlich vom Körpergewicht ab, so Urban. Folgende grobe Einteilung lässt sich aber dennoch machen, bezogen auf Bergetappen: Ab ca. 250 Watt kann man sich als guten Amateur bezeichnen (und mit dieser Wattzahl die 9-Stunden-Grenze des „Ötzis“ unterbieten). Ab 300 Watt ist man schon ein sehr guter Amateur und im vorderen Feld des Radmarathons mit dabei. Bei Profis sprechen wir von 400 – 450, teils gar 500 Watt. Natürlich kann so eine hohe Leistung nicht durchgehend abgerufen werden, aber auch hier zeigt sich ein weiterer Unterschied: Profis benötigen eine viel kürzere Regenerationsphase im Vergleich zu Hobbysportlern.

Radfahrerin fokussiert - Ötztaler Radmarathon Pro Ötztaler 5.500
Hart, härter, Ötztaler…
© Lukas Ennemoser / Ötztal Tourismus

Wie schaut die optimale Vorbereitung auf den „Ötzi“ aus?

„Wichtig für den Ötztaler Radmarathon ist, dass du die Berge gewohnt bist“, spricht Urban einen der zentralen Punkte an. Deshalb bietet er in der Bikeschule Ötztal auch spezielle Trainingswochen für das Rennen an. „Wir haben öfters Leute dabei, die haben 20.000 Kilometer in den Beinen, fahren aber nur im flachen Gelände“, erklärt Urban. Und für jene stellen die langen Pässe und steilen Anstiege eine extreme Herausforderung und Belastung dar.

Aus diesem Grund werden im Zuge des 5-tägigen Trainingsprogramms täglich ca. 3.000 Höhenmeter absolviert und die Strecke des Radmarathons in Teilabschnitten abgefahren, so Urban. Aber auch in technischer Hinsicht wird den Teilnehmern unter die Arme gegriffen: Teilweise sind die Rennräder komplett falsch übersetzt, weil eben für das flache Gelände ausgelegt.

Damit nicht genug: Die Sattel- bzw. Sitzposition ist in den Bergen ebenfalls eine andere und so müssen auch hier Umstellungen vorgenommen werden. Ein oft vernachlässigter Faktor: Die Hälfte des „Ötzis“ verläuft bergab. Entsprechend kann man hier viel Zeit gewinnen – oder verlieren! Deshalb wird in der Trainingswoche auch die richtige Kurventechnik und die korrekte Körperhaltung bei Abfahrten trainiert und die Frage geklärt, wann und wie man richtig bremst.

Tipps vom Experten für „Ötzi-Neulinge“

Urban Gstrein Abfahrt - Ötztaler Radmarathon Pro Ötztaler 5.500
Urban in Schieflage – aber nur bei der Kurvenausfahrt…
© Lukas Ennemoser

Welche Fehler sollte man vermeiden, wenn man das 1. Mal am Radmarathon teilnimmt? Urban spricht in diesem Zusammenhang die falsche Renneinteilung an: Viele „Neulinge“ beginnen das Rennen einfach viel zu schnell und „brennen“ das Kühtai und den Brenner hinauf, denken dabei aber nicht an die weitere Strecke, die noch vor ihnen liegt.

Ein weiterer, gern gemachter Anfängerfehler: Es wird zu viel Zeit an den 5 Labestationen „vertrödelt“. Deshalb lautet der Tipp von Urban: Nur schnell etwas zu Essen holen, Bekleidung an- bzw. ablegen und weiter geht’s. Für den Austausch mit Gleichgesinnten bleibt im Ziel noch genügend Zeit.

5.500 legendäre Höhenmeter – der Reiz des „Ötzis“

Urban wird auch heuer wieder am Ötztaler Radmarathon teilnehmen – und das bereits zum 15. Mal! Mit 17 Jahren war er das erste Mal mit dabei. Damals wurde noch in Mutters oberhalb von Innsbruck auf 14 Kilogramm schweren Rennrädern gestartet, erinnert sich der Sölder an die Anfänge seiner Ötzi-Karriere zurück.

Sein Ziel für heuer: Erneut unterhalb der 8-Stunden-Grenze bleiben, wobei das auch vom Wetter und der Tagesform abhängt, wie er anmerkt. Den Reiz am Ötztaler Radmarathon macht für ihn die gesamte Atmosphäre aus: Es ist eines der ganz wenigen Straßenrennen im Amateurbereich, bei dem die komplette Straße gesperrt wird.

Urban Gstrein am Rennrad - Ötztaler Radmarathon Pro Ötztaler 5.500
Fiebert seiner 15. Teilnahme beim „Ötzi“ entgegen: Urban Gstrein
© Lukas Ennemoser

Entsprechend ausgelassen ist die Stimmung entlang der Strecke – Fans jubeln und feuern einen an, während andere Zuschauer die Athleten musikalisch unterstützten. „Der „Ötzi“ hat einfach sein eigenes Flair“, bringt es Urban auf den Punkt. Und verweist dabei auch auf die perfekte Organisation der Veranstaltung.

Ich habe den langjährigen „Ötzi“-Teilnehmer auch gefragt, ob es einen Streckenabschnitt gibt, den er besonders gerne mag bzw. einen Abschnitt, der ihm gar nicht liegt. Die Antwort kam umgehend: „Den Brenner hasse ich, den mag ich überhaupt nicht. Der liebste Teilabschnitt ist mir der letzte von St. Leonhard hinauf zum Timmelsjoch.“

Zielankunft Tour de Suisse Simon Spilak - Ötztaler Radmarathon Pro Ötztaler 5.500
Simon Spilak bei der Zielankunft am Tiefenbachgletscher
© Benedikt Steiner / Ötztal Tourismus

Auf diese „Wadeln“ lohnt es sich, beim Pro 5.500 genau hinzusehen

Erstmalig werden am 25. August 2017, und damit zwei Tage vor den Amateuren, die Profis den 238 Kilometer langen Rundkurs in Angriff nehmen. Wer wohl um den Tagessieg mitfahren wird? Zu den Favoriten zählt laut Urban der Engländer Simon Yates, der heuer als bester Jungprofi bei der Tour de France auf sich aufmerksam machte. (Update 24.08.2017: Yates ist nicht am Start, er fährt die „Vuelta“)

Aber auch der Slowene Simon Spilak vom Team Katusha zählt zum engsten Favoritenkreis, hat er doch heuer nicht nur die Gesamtwertung der Tour de Suisse, sondern auch die Tagesetappe auf den Tiefenbachgletscher für sich entschieden. Und damit in den Bergen Stärke bewiesen.

Aus Tiroler Sicht interessant: Der Lienzer Alban Lakata, seines Zeichens Mountainbike-Weltmeister 2017 in der Disziplin Marathon. Er wird erstmals an einem Profi-Straßenrennen teilnehmen. Seine derzeitigen Wattwerte, die für die Rennrad-Community auf der Aktivitäten-Plattform „Strava“ einsehbar sind, lesen sich äußerst vielversprechend, wie Urban erzählt. Er geht davon aus, dass sich der Tiroler lange an der Spitze halten wird können. Ob der Mountainbike-Profi das Tempo auch über den „Timmel“, und damit bis zum Schluss mitgehen kann, darauf ist auch Urban gespannt!

Egal ob Profi oder Amateur, vor den zu bewältigenden 5.500 Höhenmetern ist jeder gleich. In diesem Sinne wünschen wir allen Teilnehmern des Ötztaler Radmarathons und des Pro Ötztaler 5.500 viel Erfolg und ein unfallfreies Rennen.

Alle Infos zum Ötztaler Radmarathon findest du HIERAlle Infos zum Pro Ötztaler 5.500 gibt’s HIER

(Titelbild: © Lukas Ennemoser / Ötztal Tourismus)

Wie groß wird der Unterschied zwischen Profis und Amateuren sein?

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Benni

Autor Benni

Sobald Bewegung im Spiel ist, wird Benni hellhörig! Als begeisterter Snowboarder, Biker, Kletterer & Wanderer gibt es für ihn keinen besseren Outdoor-Spielplatz als das Ötztal. Still sitzen können andere besser, deshalb ist Benni viel auf den Trails und unverspurten Hängen des Tals unterwegs.

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