Ski & Snow
Gletscherskilauf im Herbst
Der Herbstskilauf am Rettenbachgletscher hoch über Sölden glänzt bereits mit besten Schneebedingungen! Zahlreiche internationale Trainingsteams sowie enthusiastische Skifahrer brennen darauf, endlich die ersten Schwünge auf den frisch präparierten Pisten zu ziehen – die Sommerpause war schließlich lang genug und endlich geht es wieder los.
Damit dem Skigenuss im Herbst nichts im Wege steht, wurde bereits frühzeitig mit den Vorbereitungsarbeiten auf die diesjährige Gletschersaison begonnen. Ein Blick hinter die Kulissen der Bergbahnen Sölden.
Aufgeschoben und aufgehoben
Die Vorbereitungsarbeiten für den heurigen Herbstskilauf am Gletscher haben bereits in den Wintermonaten der Vorsaison begonnen. Von Ende Jänner bis Mitte Februar wird nämlich bereits mit der „Vorausbeschneiung“ für den Herbst begonnen, wie das im Fachjargon lautet.
Während dieser Zeit herrschen auch die kältesten Temperaturen, was wiederum den Schneekanonen eine schnellere Produktion ermöglicht. Circa 15 Schneekanonen werden für diese Aufgabe abgestellt.
Hier wird aus allen Rohren geschossen – natürlich nur mit Schnee © Michael Maier
Die Crew deckt neuralgische Stellen mit weißem, reflektierendem Vlies ab © Michael Maier
Snowfarming: Gut vorbedacht – schon halb gemacht!
Der nächste Arbeitsschritt für die Crew besteht darin, den produzierten Schnee auf dem Gletscher zu Schneedepots zusammenzuschieben – dies passiert in den Monaten Mai bzw. Juni. Im Anschluss wird der zusammengeschobene Schnee mit weißem, reflektierendem Vlies abgedeckt. Diese Vorgehensweise wird als „Snowfarming“ bezeichnet und soll die Schneeschmelze verlangsamen.
Auf diese Weise werden am Gletscher an neuralgischen Stellen, wie etwa dem Weltcuphang, insgesamt ca. 10 Hektar Fläche abgedeckt. Das Abdecken der Schneedepots mit Vlies nimmt in etwa 2 Monate in Anspruch und wird zwischen den Monaten Mai und Juli durchgeführt.
Kommando rückwärts
Anfang September heißt es dann „Alles retour“, wenn der Vlies wieder entfernt wird. Dabei wird von oben nach unten gearbeitet, da die Wahrscheinlichkeit, dass weiter oben bereits der erste Schnee fällt, natürlich höher ist – und der Vlies unter dem Neuschnee nur mehr sehr schwer zu entfernen wäre. Für diesen Arbeitsschritt benötigt die Crew in etwa weitere 3 Wochen.
Blauer Himmel & Neuschnee: Auf solche Bedingungen wartet wohl jeder begeisterte Skifahrer © Isidor Nösig / Ötztal Tourismus
Das ewige Eis ist ständig in Bewegung – die Liftstützen auch
Jede Seilbahn muss pro Sommer- bzw. Wintersaison einer Hauptuntersuchung unterzogen werden. Die Kontrollen für die heurige Wintersaison sind derzeit am Laufen. Dabei wird auf die Schlepplifte im Gletscherskigebiet ein besonderes Augenmerk gelegt, da die Torbogenstützen der Schlepplifte direkt auf dem Gletschereis stehen.
So wie das Gletschereis selbst wandern die darauf stehenden Torbogenstützen aufgrund der Relativbewegung ebenfalls Richtung Tal – dies würde dazu führen, dass die Stützen irgendwann schräg stehen. Um diesem Effekt entgegenzuwirken, werden die Torbogenstützen in die Gegenrichtung versetzt.
Das ewige Eis ist ständig in Bewegung © Ernst Lorenzi / Ötztal Tourismus
Mit Vermessungsgeräten ausgestattet arbeiten Seilbahnarbeiter daran, die Torbogenstützen wieder in die Flucht zu bringen, damit eine einwandfreie Seilführung gewährleistet werden kann.
Ist ebenfalls einer ständigen Belastung ausgesetzt: Die Gletscherstraße © Christoph Schöch / Ötztal Tourismus
Die Gletscherstraße kommt unter die Räder
Jährlich von Anfang Mai bis Anfang Juni ist die Gletscherstraße gesperrt, da es auch hier gilt, Erhaltungsarbeiten durchzuführen. Vor allem die vermehrte Straßenräumung durch schweres Gerät sowie das verstreute Salz setzen dem Oberflächenbelag der Straße zu – entsprechend müssen in regelmäßigen Abständen Teile der Gletscherstraße erneuert werden.
Derzeit werden die Schneestangen entlang der Straße aufgestellt, damit die Räumfahrzeuge im Winter auch den Weg finden.
Herausforderung für Mensch & Material
Der größte Prüfstein für die Crew besteht darin, auf ständig sich wechselnde Witterungseinflüssen zu reagieren – jeden Tag früh am Morgen ist das Team während der Vorbereitungsphase im Herbst mit einer anderen Situation konfrontiert:
Wie sieht die Großwetterlage aus? Kann bereits damit begonnen werden, die Schneedepots zu verteilen? Wo wird noch Kunstschnee benötigt, an welcher Stelle keiner mehr? Die Herausforderung besteht also darin, auf Witterung, Kälte und Wind unter Rücksichtnahme des Wasser- sowie Energiehaushaltes richtig zu antworten.
Wind & Wetter: Sowohl für Mensch, als auch für das Material eine Belastungsprobe © Philipp Horak / Ötztal Tourismus
Auch das Material selbst wird in dieser Höhe voll in Anspruch genommen. So werden etwa Kunststoff- sowie Gummiteile durch die hohe UV-Strahlung stark beansprucht und müssen entsprechend häufiger getauscht werden.
Ein Rädchen greift in das andere
Die Vorbereitungsarbeiten werden operativ vom Pistenchef geleitet und koordiniert. Der Trupp, welcher ca. 20 Personen umfasst, besteht aus Bullyfahrern, der Pistenrettung sowie den Schneemeistern – ein perfekt eingespieltes Team, welches weiß, was alljährlich zu tun ist. So werden etwa bereits über die Sommermonate hinweg die Lawinensprenganlagen geladen, während die Schneemeister im August einen finalen Testlauf der Schneekanonen durchführen.
In der letzten Phase der Vorbereitung sind zwischen 10 und 12 Pistenbullys im Einsatz, um die Pisten zu präparieren. Dabei gelten sowohl die besonders steilen Hänge, wie etwa der Weltcuphang, als auch die südseitig gelegenen Hänge (aufgrund des Schneeverschleißes) als anspruchsvoll für die Bullyfahrer.
Eine besondere Herausforderung für die Pistenbully-Crew: Der Weltcup-Hang © Ernst Lorenzi / Ötztal Tourismus
Trainingsteams fiebern dem Saisonstart am Gletscher bereits entgegen © Ernst Lorenzi / Ötztal Tourismus
Wer rastet der rostet
Damit wir also bereits im Herbst in den Genuss des Skifahrens und Snowboardens auf dem Gletscher kommen, muss frühzeitig mit den Vorbereitungen begonnen werden.
Während Skifahrer im Jänner noch an der richtigen Schwungtechnik feilen, arbeitet das Team der Bergbahnen bereits eifrig daran, auch im darauffolgenden Herbst perfekte Pisten anbieten zu können!
Facts Gletscherskilauf
Folgende Anlagen & Pisten am Rettenbachgletscher sind bei besten Bedingungen in Betrieb:
- 8EUB Schwarze Schneid I + II (08.00 -15.30 Uhr, Talfahrt bis 16.00 Uhr)
- SL Karleskogl (08.00 – 15.30 Uhr)
- Piste 32
- Bistro am Rettenbachgletscher
- Ab 30.09. geht der SL Seiterjöchl mit den Pisten 33 + 34 in Betrieb.
- Ab 07.10. ist die Inbetriebnahme der Lift & Pisten am Tiefenbachgletscher geplant.
Das neue Restaurant am Rettenbachgletscher mit dem Bedienungsrestaurant „Gletschertisch“, Apres Ski Bar „Gletscherspalte“ und dem neuen Markt-Restaurant öffnet am 20.10.17.