Lifestyle
Bahn frei für Stil und Komfort
Söldens neue Giggijochbahn empfiehlt sich als leistungsstärkste 10er-Einseil-Umlaufbahn der Welt. Aber was heißt das? Der Hotspot der Alpen kleckert nicht. Eine seilbahntechnische Meisterleistung, ein architektonisches Statement, ein Quantensprung für Fahrgäste: Die Bergbahnen Sölden erhöhen mit der neuen Giggijochbahn die Qualität ihrer Infrastruktur gleich nochmal um Potenzen. Wir sind schon mal Probe gefahren.
So viel vorweg: Vom Ankommen an der Talstation (1.362 m) bis zum Aussteigen am Berg (2.283 m) erleben wir neue Dimensionen von technischer Anmut, Kapazität und Komfort. Schade eigentlich, dass man mehr zum Ski- als zum Bahnfahren in Sölden ist…

Die Talstation der neuen Giggijochbahn.
© Bergbahnen Sölden / Foto: Obermoser arch-omo ZT GmbH
Einstieg auf höchstem Niveau
Wer ein typisches, charmefreies Stationsgebäude einer typischen Zubringerbahn irgendwo in den Alpen erwartet, wird bei der Ankunft an der Giggijoch-Talstation erstmal enttäuscht sein. Um sich dann angesichts der gestalterischen Stilsicherheit von Architekt Johann Obermoser umso mehr zu freuen. Die Architektur wird nämlich bestimmt von der Beengtheit des Bauplatzes und der neuen Seilbahntechnik.
Also entschloss sich der Planer, die Einstiegsebene auf 13 Meter anzuheben. So steht das Gebäude mit kleinstmöglichem Fußabdruck am Grundstück. Der schlanke, turmartige Gebäudekern nimmt die gesamte Technik auf und ist weithin als Landmark sichtbar.
Die erhöhte Einstiegsebene verschwindet hinter einem bildperforierten Band mit dem Bergpanorama der Ötztaler Alpen. Die Verspiegelung der auskragenden Untersicht erzeugt eine Illusion der Leichtigkeit, Lichteffekte können verschiedene Stimmungen im Panoramabild simulieren. Bling Bling?
Nein, einfach nur schön. Zwei Rolltreppen und Aufzüge führen von der Platz- in die Stationsebene, die auf Einstiegsniveau direkt an das geräumige Parkhaus und die Skipiste angeschlossen ist. So geht Bahn-Zustieg 2016/17: alles auf einem Niveau und zwar auf höchstem.
One Heaven of a Ride
Wir treffen in der Talstation – es ist kein Zufall – Architekt Johann Obermoser in Begleitung des Bauherren Jack Falkner, Geschäftsführer und Chef der Bergbahnen Sölden. Die beiden wollen mit uns die Gondel teilen und uns während der Bergfahrt vertiefende Infos geben. Der Planer kann nicht anders und so warten wir auf die einzige rote unter 134 schwarzen Gondeln. Sein gestalterisches Augenzwinkern.
Dank einer Förderleistung von 4.500 Personen/h und eines ausgeklügelten Zutrittssystems gehören Wartezeiten endgültig der Vergangenheit an. Nach dem Fahrtantritt geht’s entspannt – und vor allem rasant – weiter: mit einer Geschwindigkeit von 6,5 m/s und mit 20 Zentimetern mehr Platz für jeden Passagier als in vergleichbaren 10er-Kabinen.

v.l. Architekt Johann Obermoser, Bauherr Jakob „Jack“ Falkner und Hersteller Michael Doppelmayr bei der Eröffnung der Gaislachkoglbahn in der Saison 2010/11.
© Ötztal Tourismus / Foto: Ernst Lorenzi
Der Skigast ist König
Die neuesten Entwicklungen der Seilbahntechnik und Komponenten der Zukunft, die mit der Giggijochbahn erstmals zum Einsatz gebracht werden, zeigen Wirkung: höchste Laufruhe und enorme Last- und Windstabilität. Man möchte dem Hersteller und Weltmarktführer Doppelmayr persönlich für diese Sänfte danken.
Die Leistung definiert sich über die Beförderungskapazität pro Stunde und da gibt es eben derzeit keine stärkere 10-EUB, also 10er-Einseil-Umlaufbahn, weltweit. Für die technischen Details bleibt wenig Zeit, denn wir kommen der Bergstation flott näher. Wow, was für ein Anblick! Herr Obermoser lächelt zufrieden. Er hat in Sölden übrigens auch schon die markante Gaislachkoglbahn und das Gourmetrestaurant iceQ am Gaislachkogl gestaltet.
Mit der Gaislachkogl- und jetzt der neuen Giggijochbahn stehen die beiden leistungsstärksten Zubringerbahnen, die es aktuell am Markt gibt, in unserem Skigebiet.
Jakob „Jack“ Falkner, Geschäftsführer der Bergbahnen Sölden
Diese Station gibt dir Berge
Im Stationsgebäude am Berg zeigt sich Seilbahnbau state-of-the-art am völlig stress- und barrierefreien Aus- bzw. Zustieg: Zehn Kabinen stehen dicht an dicht auf einer Linie bereit – vergleichbar mit einer U-Bahn-Garnitur. Dieses „level walk in“ genannte Feature gibt’s nur bei der Giggijochbahn.
Nach dem Ausstieg offenbart sich die ganze Dimension der Bergstation: Die folienbespannte Stahlkonstruktion beschützt unter ihrem landschaftlich passenden Gründach nicht nur die Stationsebene und darüber den Fahrbetriebsmittelbahnhof mit 400 m Förderschienen, sondern auch einen Sportshop und ein Skidepot mit jeweils ca. 250 m2. Auch das alles ist einzigartig in dieser Form.
Gipfel
Der geheime Tunnel
Ein aus dem Boden wachsender Betonkubus nimmt die gesamte Antriebs- und Versorgungstechnik auf. „Ein Logistiktunnel verbindet die Bergstation mit dem 200 Meter entfernten Restaurant. Den wird aber kein Fahrgast je sehen“, lässt der Architekt hinter die Kulissen blicken.
Das Stationsgebäude am Berg.
© Bergbahnen Sölden / Foto: Obermoser arch-omo ZT GmbH
So geht Skitag in Sölden
Bequem mit Winterschuhen aus der Bahn steigen, mit der Rolltreppe oder dem Lift ins Depot fahren, in beheizte Skischuhe schlüpfen, die Skier nehmen und los. Für uns ist aber durchaus auch denkbar, dass sogar Nicht-Skiläufer die Auffahrt künftig nur um des stilvollen und entspannten Gondelns willen unternehmen.
Die 10-EUB Giggijoch im Detail
In nur sieben Monaten haben die Bergbahnen Sölden und die bauausführenden Unternehmen eine logistische Meisterleistung vollbracht: Weg mit der alten, her mit der neuen Giggijochbahn. Inklusive Stationsgebäude, Stützen, Seil, Kabinen, und, und, und…
- System: Kuppelbare 10er-Kabinenbahn
- Talstation Höhe: 1.362 m
- Bergstation Höhe: 2.283 m
- Höhendifferenz: 920 m
- Förderleistung pro Stunde: 4.500 Personen
- Anzahl Kabinen: 134
- Maximale Neigung: 78 %
- Offizielle Inbetriebnahme: 25. November 2016